im infomaden im EKH / portiersloge
Bücher ausborgen, oder dort lesen!

Mehr als 5.000 Bücher zu verschiedensten Themen

Im Erdgeschoß des EKHs, in die Räume der Infomaden integriert, gibt es eine kleine aber feine Bibliothek mit mehr als 5.000 Büchern zu den verschiedensten (linken) Themen, darunter auch vergriffene Raritäten. Unter anderem findet ihr dort Bücher zu: Nationalsozialismus, Faschismus,Holocaust, Neofaschismus, die neue Rechte, Antifa, Feminismus, Frauenbewegung, Spanischer Bürgerkrieg, Anarchismus, Hausbesetzung, soziale Bewegungen, Widerstand, bewaffnete Kämpfe, Justiz, Arbeit, Faulheit, Sozialismus, Kommunismus, politische Theorien, Existenzialismus, Ökologie, RäuberInnen, PiratInnen, Belletristik, Satire, ... u.v.m

Neuer Online-Katalog! (wird laufend erweitert)
Wir haben gemeinsamen mit der Bibliothek von unten einen Online-Katalog.
Alle Bücher mit Systematik bzw. Hauptstandort: "EKH" sind in der BibliothEKH zu finden, alle mit Standort "Bibliothek" stehen in der Bibliothek von unten.

Webadresse des Katalogs: www.biblioweb.at/bibliothekvonunten/

Neues aus der Biblioth EKH Juni 2013


Was wäre eine Bibliothek ohne jene Menschen, die es sich zur Aufgabe machen, Bücher heraus zu bringen? Richtig. Ein leeres Regal. Und wenn es keine Menschen mehr gibt die aufrüttelnde, kritische, utopische oder radikale Bücher herausgeben? Dann ist es wohl besser mensch räumt in dieses Regal zumindest sein Geschirr.
Das dem aber nicht so ist, sieht mensch auch an unserer BibliothEKH. Der Anlass für dieses kleine Frage"Antwort" Spiel ist der Tod des Verlegers Lutz Schulenburg vom Nautilus Verlag, dem wir einige feine Bücher verdanken. Aus diesem Anlass drei kurze Absätze aus dem Nachruf von Gerald Grüneklee:

“Der Tod, so gewiss er auch ist, bleibt dennoch eine Schweinerei”, sagte Lutz auf seiner Trauerrede am Grab von Horst Stowasser, der 2009 ebenfalls plötzlich und viel zu jung, im Alter von nur 58 Jahren, verstarb. Lutz Schulenburg, Zeit seines politisch bewussten Lebens auf der Seite der linksradikalen und subversiven Bewegungen, starb kurz nach seinem 60. Geburtstag am internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung (von den Nazis in einen bräsigen Feiertag, den “Tag der nationalen Arbeit”, umgewidmet).

“Schöne Scheisse. Aber das Datum hätte er sich nicht besser aussuchen können” (Sean McGuffin) Wer sich bewusst einmal ein Buch von Nautilus ausleihen möchte, sei das “Anarchiste Welten” von Ilija Trojanow empfohlen. Es ist ein ansprechender Sammelband den der Herausgeber folgend beschreibt: “Innerhalb der libertären Traditionen existieren genügend Anregungen, die Welt anders zu organisieren, den Kapitalismus kritisch zu analysieren, um ihn zu Überwinden...” Letzteres jetzt wohl ohne Lutz Schulenburg....

 

Neues aus der Bibliothek Mai 2013


Wer von euch das folgende Buch errät bzw. in unserer BibliothEKH ausfindig macht, darf als Belohnung daraus ein Gedicht bei unserer Lesung, am 29. Mai beim Infomaden BiblothEKH's Fest, vorlesen.

- es ist eigentlich ganz einfach. Das Buch ist 177 mm lang, 125 mm breit, 30 mm hoch und zählt 391 Seiten. Es ist ein Hardcover-Buch mit schwarz gefärbten Einband und einem irren pinken Schutzumschlag mit einer Zeichnung, die an ein Plattencover der 60er Jahre erinnert. Oben in der Mitte steht ?The best of ?. ? links und rechts tanzen oder schweben
Engel ähnliche Figuren und unten sammeln sich die wildesten Gestalten zu einem Haufen und zwischendurch lugen die merkwürdigsten Gesichter hervor. Was hat sich der Zeichner Robert Doxat nur dabei gedacht? Aber damals - 1970, als dieses Buch heraus gegeben wurde, der Herausgeber ist übrigens niemand anderer als Klaus Reichert, war die ganze Zelt noch voll aus dem Häuschen wegen der Mondlandung. Heute wäre eine solche Mondlandung gar nicht mehr möglich und so ein Buch schon gar nicht. Und der Autor, ein wirklicher Kunstmann, würde heute gar nicht mehr schreiben. Ganz egal warum auch. Er würde einmal täglich ganz grässlich Ausspucken, was gegenwärtig auch ausreichend wäre für eine poetische Handlung.
- jetzt ist es eigentlich recht einfach heraus zu finden, um welches Buch es sich hier handelt. Und wir empfehlen euch, bei einem eurer nächsten Besuche der BibliothEKH, das Buch einfach zu schnappen und darin wild herum zu schmökern. Und nur keine falschen Höflichkeiten, denn es gilt noch immer: ?
Late to bed and late to rise ist die beste eierspeis!?
Bis bald und viel Glück bei der Suche!

 

Neues aus der Bibliothek - rapidite April 2013

Das Interessante an aktuellen Büchern , die ein in allen Medien präsentes Ereignis analysieren, ist, dass sie furchtbar schnell altern. Kaum ist das Ereignis vorbei, der Blick der Welt hat sich bereits auf etwas anderes fokussiert, die Dringlichkeit hat nach gelassen , kämpft das Erinnerung svermögen bereits um die letzten Fakten und Bilder , bevor sie schließlich vergessen werden und ein paar Jahre später weiß fast niemand mehr , was eigentlich passierte. Ein solcherart gealtertes, doch gleichsam aktuell es Buch, wollen wir dieses Mal vorstellen. Es heißt " Sehnsuch nach Freiheit - Aufstieg der Demokratiebewegung im Iran " und ist von Peymann Javaher-Haghighi . Warum gerade dieses Buch vorgestellt wird? Nun ja? Es steht unter an derem auch für ein allgemeines Phänomen: Während sich Radio, Fernsehen und Zeitungen (sowohl Papier , als auch elektronisch ) an den aufregenden Bildern und Schlagzeilen orientieren, ist das Buch immer ein wenig spät dran . Das genaue Beobachten, das Analysieren und Recherchieren braucht seine Zeit, verschafft aber im guten Fall Einblick darin, warum sich etwas ereignet hat und wer die Akteur_innen sind . Genau dies macht Javaher-Haghighi auf sehr anspruchsvoller Weise, wenn er die Komplexität der Gesellschaft im Iran beschreibt und historische Verbindungen herstellt. Es ist zwar den Meisten klar, dass der Iran nicht nur " Àhmàdinedschad, die Bombe und der Khomeini " ist, wie das Regime genau funktioniert und welche Fraktionen es gibt, darüber gibt es wahrscheinlich schon weniger Klarheit. In unser aller Erinnerung geblieben ist vielleicht, dass es bei der Präsidentschaftswahl 2009 einen ziemlichen Wahlbetrug gab, Menschen monatelang demonstrierten und das noch vor dem " Arabischen Frühling " ... und das Regime mit voller Härte zu rück schlug. Um das Gedächtnis wieder etwas auf zu frischen oder im Nachhinein etwas genauer hinzuschauen, eignet sich das Buch jeden falls gut. Es wäre sogar die perfekte Vorarbeit für jenen Tag, an dem der Konflikt im Iran wieder aufbricht und die sozialen Bewegungen sich erneut auf den Straßen zeigen. Denn dann hätten wir den ersten Schritt der Solidarität bereits gesetzt, der für den Autor darin besteht, " ein differenziertes Bild vom Land im Allgemeinen und von der Demokratiebewegung im Besonderen zu bekommen " .

 

Neues aus der Bibliothek - rapidite März 2013

Für die Junggebliebenen und Altgewordenen,den Jugendlichen der Gegenwart; folgendes Buch sei allen aufs herzlichste empfohlen: “Wunderbare Jahre? Jugendkultur in Wien“ von Natalia Wächter. Es handelt sich dabei um einen Streifzug durch die Geschichte der letzten hundert Jahre. Denn eine Jugendbewegung ist nicht nur ein Spiegel der jeweiligen Zeit,
zeigt dieser auch mal den Finger.

Im Buch zeigt uns Natalia Bewegungen wie die Wandervögel, die Schlurfs während der NS Zeit,die Halbstarken mit ihren Motorrädern und dann die ?68er? mit ihren K-Gruppen, AktionskünsterlerInnen und protestierenden Studies, die Arena-Bewegung und so weiter die 80er der Punks und Autonomen bis zu den Jugendkulturen der Gegenwart. Geduldig
beantwortet Natalia den LeserInnen Fragen die ihnen beim Studium des Buches kommen mögen: Woher kam diese Bewegung? Mit oder gegen welchen gesellschaftlichen Strom schwamm sie? Wofür standen oder steht sie? Was ist passiert und was passiert heute noch in Wien (du tote Stadt). Ja,ja, die Jugend, die Jugendbewegung und die Geschichte...

...da fällt mir folgendes noch ein. Als ich jung war, da gab es eine Fernsehsendung die hieß: Was bin ich? Und der Moderator Robert Lembke hat einmal gesagt: „Das Geschrei nach der guten alten Zeit ist nur ein Geschrei nach der eigenen Jugend.“ Naja... bevor ich´s vergess':
Die BibliothEKH (wie auch der Infomaden) hat jeden Donnerstag und Freitag von 17 - 20 Uhr geöffnet.

 

Diskussionswuerdiges aus der BibliothEKH...rapidite Februar 2013

Passend zur letzten Volksbefragung, der sorgsam ausgesparten Debatte über Militär, Wehrpflicht und Männlichkeit aber auch zu dem Gerichtsurteil von 24.Januar,
empfehlen wir euch ein Buch von der Feministin und Soziologin Pinar Selek.

Sie (und ihr Team) haben in der Türkei, in einer aufwendigen Untersuchung 58 Männer über ihre Erlebnisse und Erinnerungen zum Militärdienst befragt. Denn im Stufenplan der Mannwerdung
nimmt die Wehrpflicht eine bedeutende Stelle ein. Und dies nicht nur in der Türkei, sondern in vielen Gesellschaften dieser Erde. Die konkreten Fragestellungen - wie ein Mann in der Türkei Männlichkeit erlernt, welche Instituionen bei der Produktion von Männlichkeit eine Rolle spielen oder vor welchem Hintergrund sich ihr Verhalten gegenüber Frauen entwickelt - versucht sie als Feministin anhand der Interviews zu beantworten. Mit dem Anspruch, Mannsein nicht nur in der Türkei, sondern auf universeller Ebene zu hinterfragen, lädt das Buch zu einer generellen Diskussion darüber ein, wie eine sexistisch-patriarchale Kultur Frauen und Männer unterdrückt.

Nur würde eine solche Diskussion, noch dazu im Rahmen einer Volksbefragung, wohl zu viele
Fragen aufwerfen. Fragen, die das Militär grundsätzlich hinterfragen und deshalb wurde diese
Diskussion auch gar nicht angefangen. In der Hoffnung, dass niemand ihr Fehlen bemerkt.
Leider fehlt diesem Ländchen um einiges mehr. Sogar äußerst fortschrittliche Menschen höre ich manchmal sagen: besser ned de leit fragn, oanfach befehln.

1998 wurde Pınar Selek nachdem sie mit AktivistInnen der kurdischen Bewegung Interviews gemacht hatte, verhaftet, gefoltert und für 2 ½ Jahre inhaftiert. Vorgeworfen wurde ihr ein versuchter Bombenanschlag im Istanbuler Bazar und Mitgliedschaft in der verbotenen PKK. Mehrere eingebrachte Gutachten bewiesen, dass die Explosion durch eine defekte Gasflasche entstanden ist. Pınar wurde 2000 aus der Haft entlassen. In der zwischenzeit folgten insgesamt drei Freisprüche. Am 22.11.2012 wurde entschieden das Verfahren noch einmal neu aufzurollen, was schließlich zum Urteilspruch des Obersten Gerichtshofs in Ankara, vom 24.01.2013 und einer lebenslangen Haftstrafe führte. Ihr droht nun die Auslieferung von Frankreich in die Türkei.
Die jahrelange Kriminalisierung von Pınar ist ein Angriff auf die feministische Frauenbewegung und Teil einer umfassenden Repression gegen politische AktivistInnen in der Türkei.
Derzeit gibt es ca. 10.000 politische Gefangene, zum größten Teil sind sie aus der kurdischen
Befreiungsbewegung. Die Repression ist nicht auf die Türkei begrenzt, wie die
Hinrichtungen der drei kurdischen Aktivistinnen Sakine Cansiz, Leyla Saylemez und Fidan Dogan in Paris deutlich machen.

Übrigens, Wer das Buch ausborgen möchte... Pinar Selek: Zum Mann gehätschelt zum Mann gedrillt.
Männliche Identitäten - so Name und Titel.... jeden Do und Fr. von 17 - 20 Uhr gibts Gelegenheit dazu.

Bibliotekh: Hello dear reader!

Today we start in english and then we switch hinein in die deutsche Sprache, weil es doch einfacher flutscht bei der Präsentation eines unserer neuen äußerst aufregenden Bücher.
Es handelt sich um eine praktische Einstiegshilfe für all jene, die am linksradikalen
Stammtisch endlich ungeniert mitreden wollen. Welches Geschlecht ist nun echt? - Gibt?s die Multitude auch einzeln? - Wirkt das Symptom und das Phantasma auch in der Wirklichkeit?
Um dieser oder ähnlichen Fragen auf den Grund zu gehen, bietet das Buch reichlich
Lesestoff. Im Konkreten handelt es sich um eine Einführung zu Judith Butler, Antonio Negri und Slavoj Zizek. Diese Namen stehen nicht nur für die gegenwärtige Theorieproduktion der (radikalen) Linken, sondern auch für höchst intelligente Verwirrung.
Und es ist nicht zu viel versprochen, wenn gesagt wird, dass dieses Buch es schafft, sehr verständlich die Kernpunkte dieser Theorien darzustellen. Am Klappentext steht dazu:
„Linke Philosophie heute“ (so der Titel des Buches) enthält drei einleitende Texte zum
Leben und Werk von Butler, Negri und Zizek. alle verfasst von Expert_innen zu diesen
Themen. Für Aktivist_innen und Interessierte,.. ist dieses Buch der richtige
Ausgangspunkt. Die Negri Experten sind übrigens die Grundrisse Rebelltionäre Martin Birkner und Robert Fuzzi Foltin (letzterer ist auch der noble Spender des Buches).
Und es ist noch weniger zuviel versprochen, dass die „Linke Philosphoie heute“ auf die
Revolution von Morgen verweist.

 

Neues und altes aus der BibliothEKH Nov 2012

Eric Hobsbawm, einer bedeutendsten (marxistischen) Historiker ist am 1. Oktober 2012 in London verstorben. Aus diesem Anlass präsentiert die BibliothEKH einen Auszug aus einem Interview das Hobsbawm einst dem Qualitätsmagazin Stern gab.

Und nun erleben Sie vielleicht auch noch das: das Ende des Kapitalismus.
Nein, ich glaube nicht, dass ich dieses Ende, über das ich mich freuen würde, noch erlebe. Als Historiker weiß ich aber, dass es keine Dauerlösungen gibt. Auch der Kapitalismus, egal, wie zäh er ist und wie sehr er auch in den Köpfen der Menschen als etwas Unabänderliches erscheint, er wird verschwinden, früher oder später.
Klar, dass Sie das so se hen müssen.
Wieso denn?
Sie als alter Marxist, der hier in London in Rufweite vom Grab von Karl Marx lebt.
Spotten Sie nicht. Dass ich Marxist geworden bin, liegt an meinen persönlichen Erfahrungen in den 30er Jahren, in der Großen Depression.
Sie lebten damals in Berlin, Sie wissen also, was das heißt: Krise.
Ich habe als junger Mensch zwischen Schule und Straßenkämpfen mitbekommen, was es bedeutet, wenn Arbeitslosigkeit sich durch die Gesellschaft frisst. Das ist wie eine alles zersetzende Krankheit. Die Angst kroch in das Bürgertum. Mir war damals klar, dass wir auf der "Titanic" sind und dass wir bald den Eisberg rammen würden. Das einzig Ungewisse war, was passieren würde, wenn es so weit ist. Wer würde ein neues Schiff bereitstellen?
Sie wussten, dass ein System zu Ende gehen würde?
Ja. Ich lebte in einer Welt, an deren Fortbestand keiner mehr glaubte. Eigentlich war ich literarisch interessiert, ein Schöngeist eben. Aber das war unmöglich 1931/32 in Berlin, man wurde politisiert, ich wurde Mitglied des Sozialistischen Schülerbunds. Die Krise war wie ein Vulkan, der politische Eruptionen hervorrief. Vor der letzten Reichstagswahl habe ich noch Flugblätter verteilt, es war gefährlich, aber für mich als Jugendlichen war da auch so ein Element von Indianerspielen, wie bei Karl May, dabei. Am 25. Januar 1933 organisierte die KPD ihre letzte legale Demonstration, einen Massenmarsch durch die dämmrigen Straßen Berlins zum Karl-Liebknecht-Haus. Wir sangen Lieder wie "Der kleine Trompeter", auch ein Lied über die Bauernkriege, "Wir sind des Geyers schwarzer Haufen", die "Internationale", es war da ein kollektives Hochgefühl, Massenekstase trotz Zukunftsangst.
Als Hitler an die Macht kam, da …
Als er am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, es war ein kalter Tag, auf dem Heimweg von der Schule mit meiner Schwester las ich die Schlagzeilen, ich kann sie immer noch, wie im Traum, vor mir sehen. Ja, ich habe es gespürt: Das ist ein historischer Wendepunkt.
Und jetzt? Stehen wir wieder an einem Wendepunkt?
Ich denke, ja. Der 15. September 2008, der Tag, an dem die Lehman-Bank zusammenbrach, wird den Lauf der Geschichte mehr verändern als der 11. September 2001, als die Türme des World Trade Centers zusammenbrachen.
Riskieren Sie doch mal einen Blick in die Zukunft.
Wir Historiker sind keine Propheten. Ich kann nur sagen: Wir kommen wohl noch nicht an den Jüngsten Tag. Aber Teile der Welt können untergehen.
Das Spiel ist aus.
Ja, das kann man wohl so sagen. Diese Krise hat eine völlig neue Qualität. Das Einzige, an dem sich die Politiker ein wenig orientieren können, ist die Zeit zwischen 1929 und 1933.
(…)
In einem anderen Interview hat er einmal verkündet:
„...ich bin ein Reiseführer in die Geschichte, in ein anderes Land, in dem die Dinge anders gemacht wurden als hier und heute.“

Folgende Hobsbawmsche Reiseführer findet ihr in der BibliothEKH.
Gefährliche Zeiten – Ein Leben im 20. Jahrhundert (Autobiographie)
Sozialrebellen – Archaische Sozialbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert.
Das Zeitalter der Extreme – Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts
Nationen und Nationalismus – Mythos und Realität seit 1780

 

Bereits letzten Monat haben wir davon erzählt, dass eine Menge neuer Bücher in unserer BibliothEKH auf euch warten. Vier aus der üppigen Liste bester Lesekost, sollen hier erwähnt werden...

Gilles Perrault; Auf der Spur der Roten Kapelle; Roman
Rebecca Chalker; Klitoris. Die unbekannte Schöne, queer-feministisches Sachbuch
Eva Illouz; Der Konsum der Romantik, Theorie ..aus aktuellem Anlass soll auf das folgende Buch, ein wenig näher eingegangen werden.
2011 erschien "Precarias a la deriva" Was ist dein Streik?? - Militante Streifzüge durch die Kreisläufe der Prekarität. Aktuell, da das Prekär Café im Rahmen der Wienwoche ebenfalls zu Streifzüge durch Prekarisierung und Organisierung einlädt. Näheres dazu ist ebenfalls in der Rapidite zu finden.

Und nun zum Buch:
"Precarias a la deriva" steht für einen hetereogenen Zusammenhang von Frauen, die sich 2002 während des Generalstreiks in Spanien zusammengefunden haben, um die Möglichkeit des Handelns bzw. des Streiks in Zeiten der Prekarität zu erproben. Im Vordergrund ihres Interesses steht dabei nicht die Produktion eines distanten Wissens über "Betroffene", sondern vielmehr die Hervorbringung einer auf Sorgebeziehung basierenden Sozialität. Die "Precarias" verfassen ihre Texte kollektiv und begeben sich auf die Reflexionsebene dieser Praxis. (Klappentext)

 

Neue Bücher in der BibliothEKH! II

Nach der Vorstellung zweier neuer Bücher aus der Kategorie Anarchismus folgen nun zwei, die ihr unter der Rubrik Feminismus finden werdet.

Das Buch von Melanie Groß mit dem Titel - Geschlecht und Widerstand; post../ queer../ linksradikal../ - erklärt auf eindrucksvolle Weise die verschiedenen Ansätze und ihre historischen (theoretischen) Zusammenhänge. Im Konkreten handelt es sich dabei um zwei Richtungen.
Jene, die auf struktureller Ebene die sozial-ökonomische Kategorie Frau als zentrales Element betrachtet. Dadurch kann die Diskriminierung von Frauen durch patriarchale Dominanz- und Herrschaftsformen, im politischen, beruflichen und gesellschaftlichen Bereich, (theoretisch) erfasst und kritisiert werden..
Die Kritik an diesem Ansatz kam zumal aus der postkolonialen und quereren Theorieecke, um Ungleichheiten unter Frauen, aufgrund von ethnischer Unterschiede und Klassenzugehörigkeit zu thematisieren, sowie eine Perspektive der Zweigeschlechtlichkeit generell in Frage zu stellen. Denn das andere Geschlecht Frau verweist auf die Kategorie Mann und deren heteronormative Dominanz. Was wiederum nicht weniger als den Ausschluss all jener „Geschlechter“ und sexuellen Orientierungen nach sich zieht, die nicht in die beiden Kategorien passen. Dieser sogenannte poststrukturalistische Ansatz bezieht sich dabei auf die symbolisch-kulturelle Ebene. Die Kategorien werden nicht als naturgegeben hingenommen, sondern durch permanente Anrufung, Bezeichnung und Definition, also durch die Sprache, werden die beiden Geschlechter hervorgebracht.

Dass diese beiden Ansätze sich konträr gegenüber stehen, beschreibt kurz das theoretische Dilemma. Melanie Groß versucht jedoch einen recht einfachen Ausweg aus diesem Dilemma zu weisen, indem sie sich fragt: Welche gesellschaftlichen Verhältnisse Anlässe für feminisitsche Interventionen sind, wie feministische Interventionen theoretisch begründet werden können und mit welchen Theorieansätzen welche Form feministischer Kritik formuliert werden kann.

Diese Frage versucht sie im zweiten Teil das Buches dahingehend zu beantworten, indem sie sich die Praxis feministischer Gruppen in der autonomen Szene anschaut.
In den konkreten politischen Handlungen und Aktionen, werden oftmals trotz der theoretischen Differenzen, praxisbezogene Lösungen gefunden. Denn im politischen Agieren sollte es vielleicht weniger um ein „entweder oder“, sondern um ein „sowohl als auch“ gehen. Nur so können Machtformationen auf unterschiedlichen Ebenen angegriffen werden.

Und von solch einem Angriff oder Aufbruch berichtet das zweite Buch.
Ende der 80er Jahre entstand in der USA die „riot grrl“ Bewegung als Kampfansage an die männlich dominierte Musikszene. Gleichzeitig als Selbstermächtigung wütender Frauen/Lesben/Mädchen/Transgender die Bühne für sich zu erobern. Viele der Bands kamen aus der Punk-Hardcore diy Szene und sie brachten ein neues Selbstbewusstsein und Radikalität zum Ausdruck.- wütend, laut, radikal feministisch.
Den HerausgeberInnen Katja Peglow, Jonas Engelmann gelingt es in dem Buch „Riot Grrrl Revisited; Geschichte und Gegenwart einer feministischen Bewegung“ darüber einen guten Einblick zu geben. Neben den riot grrrl Manifest von der Band Bikini Kill, sind etliche Essays und Interviews von Akteurinnen zu finden,... (um hier den deutschsprachigen Sprachraum etwas mehr Platz zu geben; da dort die riot grrrls gegen die in der Popwelt glänzenden girlies kaum mehr platz hatten)... wie jenes mit der Hamburger Band „Parole Trixi“ wie auch ein Interview mit der Autorin im oben erwähnten Buch, Melanie Groß, die bei der Organisation des ersten Ladyfests in Hamburg mitwirkte. Somit schließt sich der Kreis auf sehr einfache Weise und der BiblitothEKH bleibt nur mehr zu sagen: Kommt vorbei – jeden Donnerstag von 18 bis 20 Uhr – und viel Spaß beim Lesen!

Neue Bücher in der BibliothEKH! I

Der Bestand unserer Bibliothek wird nicht nur laufend erweitert, sondern wir arbeiten auch an der Erfassung unserer Bücher im Online-Katalog, den wir gemeinsam mit der Bibliothek von unten betreiben - siehe: http://www.bibliothek-vonunten.org/Katalog.htm
Nun zu den zwei Büchern , die ganz frisch und neu, in unserern Regalen zu finden sind: Zunächst das aktuelle und vor kurzem in der Anarchistischen Bibliothek präsentierte Buch, über die „Begegnung feindlicher Brüder“ Hg. Phillipe Kellermann. Worum es dabei geht, ist „das Verhältnis von Anarchismus und Marxismus in der Geschichte der sozialistischen Bewegung“, aus unterschiedlichen Perspektiven zu erfassen. Nachzu lesen sind neben dem bekannten historischen hick-hack zwischen Bakunin und Marx, die eigentliche Marxsche Staatskritik, sowie Georges Sorels revolutionärer Syndikalismus oder die Position Gramscis zum Anarchismus. Politisch – theoretische Strömungen wie der Rätekommunismus oder der Postoperaismus, denen jeweils ein Beitrag gewidmet ist, verweisen mehr auf die verbindenden Elemente . Eine meist ausgeblendete Perspektive bietet der sehr spannende und wichtige Beitrag von Antje Schrupp. Denn aus dem vermeindlichen Brüderpaar wird, wenn die Frauenfrage, die feministischen Forderungen und Beteiligungen von Frauen, im 19. Jahrhundert, nicht ausgeblendet werden, eine Vielzahl an (teilweise verfeindeter) Geschwister...
Als ein anarchistischer Klassiker aus dem tiefen 19ten Jahrhundert, gilt das Buch von Peter Kropotkin „Gegenseitige Hilfe in der Tier und Pflanzenwelt“. Der Trotzdem Verlag hat dieses Jahr das Buch neu aufgelegt, vielleicht als Gegenmittel für die weit verbreitete Behauptung, die meint, „die Menschen san halt amal so..“ - gemeint ist dabei,„de san egoistisch, grauslich, z‘deppat“,.. usw.). Kropotkin richtet sich in diesem Buch gegen einen vielfach propagierten Sozialdarwinismus und argumentiert, dass in Natur und Gesellschaft keineswegs nur ein Kampf aller gegen alle stattfindet, sondern dass ebenso ein Prinzip obwaltet, das er „gegenseitige Hilfe“ nennt. Er kommt zu dem Schluss, dass jene Lebewesen erfolgreicher überleben, die dieses Prinzip umsetzen. Er illustriert seine Thesen nicht nur auf gelehrte Weise anhand von Quellen aus Biologie, Geschichts- oder Kulturwissenschaft der damaligen Zeit, sondern fügt auch eigene Beobachtungen an, die er auf seinen zahlreichen Reisen gemacht hat.

Wer Geschmack und Lust bekommen hat mal in der BibliothEKH vorbei zu schauen, sich eines der beiden oder andere Bücher auszuborgen: geöffnet ist die BibliothEKH jeden Donnerstag von 18 bis 20 Uhr, Eingang Infomaden. Anschließend gibt es einen themenbezogenen
Büchertisch, beim Politbeisl.